Jubiläum des Wilhelmshavener Schachclubs von 1887

Ein Bericht von 1987

Rückblick

Um den 20. September 1887 fanden sich einige Schachinteressierte in der noch jungen Stadt im Gasthof "Hof von Oldenburg" zusammen und gründeten den "Schachklub zu Wilhelmshaven". Bereits im November des gleichen Jahres veranstaltete man ein Preisturnier. Später wurden die Spielabende im "Roten Schloß" in der Roonstraße (heute Rheinstraße), der damaligen Hauptstraße, durchgeführt, um dann in den alten "Ratskeller" Ecke Rhein-/und Gokerstraße, umzuziehen.
Neben dem "Schachklub zu Wilhelmshaven" wurde in der Nachbargemeinde der "Rüstringer Schachklub" gegründet, der im Stadtcafe Ecke Grenz- und Börsenstraße, später im "Reichsadler", spielte. Vorsitzende waren H. Mudlagk, F. Longerich und seit ca. 1921 der Kaufmann Rechenbach. Ende der 20er Jahre schlössen sich beide zum "Schachklub Wilhelmshaven-Rüstringen" unter dem Vorsitz von Konteradmiral Heibig zusammen, um 1928 übernahm Dr. Wolffram den Vorsitz - für weitere 43 Jahre!
Die Spielstärke des Klubs war beachtlich, inbesondere durch die beiden Brüder Walter und Paul Schmahl. Beide spielten 1921 gegen den damaligen Weltmeister Emanuel Lasker wähend eines Simultanturniers. Paul Schmahl gewann seine Partie und wurde vom Weltmeister mit Handschlag beglückwünscht. Im Oldenburg-Ostfriesischen Schachverband stellte man jahrelang den Verbandsmeister. Vor 60 Jahren, 1927, holte sich W. Schmahl den Titel, 1928 Dr. W. Wolffram, 1929 Otten, 1930 A. Eilers, 1931 Mägerlein und 1932 erneut W. Schmahl.
Die 30er Jahre brachten viele Veränderungen. 1932 trat Bremen aus dem Niederelbischen Schachverband aus und gründete mit dem OOSV den Schachverband Weser-Ems. Um die gleiche Zeit wechselte man in den neuen Ratskeller im Rüstringer Rathaus. 1933 wurden der Deutsche Schachbund und der Arbeiterschachbund aufgelöst und der Großdeutsche Schachbund gegründet. Vereine außerhalb des GSB wurden verboten. Nach dem "Führerprinzip" setzte der GSB die Verbandsvorstände ein, die ihrerseits sogar die Vereinsvorstände ein-und absetzen konnten. So wurde auch Dr. Wolffram im Mai 1933 zum Kreisleiter des Schachkreises Wilhelmshaven ernannt.
Schach sollte zum deutschen Volkssport werden. Günstig wirkten sich die angeordneten Schachwerbewochen aus, denn die Mitgliederzahl des Vereins stieg sprunghaft von 21 auf 49.
W. Schmahl wurde 1934 bei der Weser-Ems-Meisterschaft zweiter hinter Heemsroth, 1937 erkämpfte er sich jedoch den Meistertitel.
Der Wilhelmshavener Schachklub feierte vom 13.- 17. Mai 1937 mit der Ausrichtung des 16. Schachkongresses sein 50jähriges Stiftungsfest. Ab Januar 1939 wurden die Mannschaftskämpfe im Werftspeisehaus Ecke Peter-Gökerstraße durchgeführt.
P. Schmahl spielt 1942 bei den deutschen Meisterschaften mit. Dem Sieg schon greifbar nahe, kam er nur (!) auf den 4. Platz.

Nach dem Kriege begann bereits am 5. Mai 1946 das Bemühen um eine Neugründung des Vereins. Die Gründungsversammlung traf sich im Lokal " Rathmann" in der Bismarckstraße. Am 5. August 1946 wurde die Eingabe an die britische Militärregierung in Varel weitergeleitet. Aber die Genehmigung ließ auf sich warten. Trotzdem kamen interessierte Schachspieler schon am 12. September 1946 in "Dommeyers Restaurant" zu einem Simultanspiel zusammen und Dr. Wolffram lud als Kreisleiter des Schachkreises Oldenburg-Wilhelmshaven am 20. November 1946 zur Kreismeisterschaft ein. Erst nachdem in der Satzung aufgenommen werden mußte, daß der Verein keine politischen und militärischen Ziele verfolgt, war es am 17. April 1947 soweit, daß der Club unter dem Vorsitz von Dr. Ulrich offiziell seine Arbeit aufnehmen konnte. Ab 1949 übernahm Dr. Wolffram wieder die Leitung des Schachclubs.
Nicht zuletzt wegen der schlechten Heizung in "Dommeyers Restaurant" zog der Club am 2. März 1950 in Kubitzas "Ratskeller" zurück. Hier war unser beliebtes Spiellokal, bis ein neuer Wirt unseren Club Anfang 1987 zum Umzug in das Theatercafe "Kulisse" zwang, in dem wir nun eine neue Heimat gefunden haben.
Die Spielstärke des Clubs war ungebrochen. Auf Weser-Ems-Ebene blieb P. Schmahl 1946, 1948, 1950 und 1955 zwar "Ewiger Zweiter", aber H. Seegebrecht wurde 1951 und 1952 Jugendmeister, 1954 und 1961 Meister, 1963 Vizemeister. Nach der Gründung des OOSV konnten folgende Clubnutglieder den Meistertitel erringen:
1956 W. Schmahl
1960, 1964 und 1966 H. Seegebrecht
1972 V. Ingmann
1973 A. Schmidt
1974 und 1975 L. Richter

Auch die Mannschaft war erfolgreich und erreichte oft die Endrunde Weser-Ems.
Trotz dieser Erfolge und des Mitgliederzuwachses 1965 aufgrund der Auflösung der "Vereinigten Schachfreunde" ging es langsam bergab,so daß der Club um 1970 keine 20 Mitglieder mehr zählte.
1971 trat Dr. Wolffram von allen Ämtern zurück. Seinen Nachfolgern H. Kühn, U. Meyer und seit 1974 E. Jaspers gelang es, die Talsohle zu überwinden.
Heute steht der Club gesund auf beiden Füßen. Die rege Beteiligung an den Spielabenden und an den Clubturnieren unterstreichen dies. Nur im sportlichen Bereich will der notwendige Durchbruch nicht gelingen. Dies soll die Hauptaufgabe für das beginnende neue Jahrhundert sein.


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