Hermann Züchner: Streifzüge durch die Geschichte unserer Organisation:
Ganz so weit
geht unsere Geschichte nicht zurück! Aber es bleibt das
"Königliche Spiel".
a)
Das Zusammenwachsen der Vereine in unserem Raum:
Die Deutschen Schachblätter 1925 berichteten:
In den Räumen des Hotels "Zum Grafen Anton Günther" zu Oldenburg
fand am 23. August ds. Js. eine Versammlung der verschiedenen Schachklubs
in Oldenburg, Ostfriesland und an der Unterweser statt, die das Wiederaufleben
des 1912 gegründeten, 1914 infolge der Kriegswirren eingeschlafenen
Oldenburgisch-Ostfriesischen Schachbundes unter der neuen Bezeichnung
"Schachverband Weser-Ems" beschloß. Dem neuen Verbande traten sofort
bei die in der Versammlung vertretenen Schachklubs: Oldenburgischer Schachklub,
Akademischer Schachverein Oldenburg, die vereinigten Schachklubs zu
Wilhelmshaven-Rüstringen, Schachklub Wesermünde, Schachklub Varel,
Schachklub Leer, sowie die in offener Vereinigung spielenden Emdener
Schachspieler, insgesamt mit einem Bestand von nahezu 150 Mitgliedern.
Die Versammlung stellte die Statuten fest, beschloß den Beitritt zum Deutschen Schachbunde, und wählte folgenden Vorstand: Dr. W. Wielandt, Oldenburg, als Vorsitzenden, Regierungsobersekretär Fokken, Oldenburg, als Schriftführer, E. Klostermann, Oldenburg, als Schatzmeister, sowie als Beisitzende: K. Kegel, Geestemünde-Wulsdorf, H. Rechenbach, Wilhelmshaven, Kruse, Varel, und Hübner, Leer.
Notizen zur Geschichte: Diesem Verband traten 1932 die Bremer Vereine bei, weil sie nicht mehr mit den Hamburgern in einem Verband verbunden sein wollten. So entstand der Schachverband Weser-Ems in dem Ümfang, wie er uns nach dem 2. Weltkrieg erneut begegnete. Nach späteren Aussagen des damaligen Vorsitzenden, Dr. Wielandt, begannen damals schon die Schwierigkeiten zwischen den im Verband zusammengeführten Gruppen. |
b) Der Neuanfang nach dem 2. Weltkrieg:
Zu den alten Vorkriegsvereinen, die fast
ausschließlich Akademikervereine waren, kamen nach dem Krieg neue
Gesichter. Ich zitiere aus einem Bericht von 1947 von einer Tagung des Kreises
Oldenburg-Wilhelmshaven in Delmenhorst:
Der Turnierleiter der diesjährigen Turniere, Herr
Schröder, Delmenhorst, nahm die Siegerehrung vor. Dabei wurde Herrn
A. Rankis vom lettischen Schachverein Oldenburg, der seinen
Kreismeistertitel erfolgreich verteidigen konnte, unter dem Beifall der
Versammlung ein künstlerisch
ausgefertigtes Diplom überreicht.
Neben die lettischen Übersiedlern, die
vor den Kommunisten ihr Land hatten verlassen müssen, traten die
Flüchtlinge, die zum Teil aus großen Städten zu uns auf das
flache Land kamen, durch sie wurden unsere ländlichen Regionen kulturell
gefördert, dafür ein Beispiel :
In den Akten des Bezirkes wird in einem Brief von Januar 1948
der Aufnahmeantrag des Schachvereins Ihren (ein kleiner Ort bei Ihrhove im
Kreis Leer) erwähnt. Dieser Verein wird sonst nirgends in den Unterlagen
genannt. So steht er für eine Reihe von Schachvereinen, die nach dem
Kriege gegründet wurden und sich dann auch rasch wieder auflösten.
Dahinter verbirgt sich aber eine Geschichte, die ich selbst erlebt habe:
Ich hatte als Kind in der Familie von den Eltern das Schachspiel gelernt,
aber es gab in unserem Dorf Ihrhove nur wenige, mit denen wir spielen konnten.
1946 erfuhren wir, daß in dem kleinen Nachbarort Ihren ein Schachverein
gegründet werden sollte. Dort war als Flüchtling aus Ostpreußen
ein Herr Grabowski gelandet, er war 1938 Meister des Gaus Ostpreußen
gewesen. Er tat sich mit dem Dorfschulmeister zusammen und so entstand ein
Verein, in dem mein älterer Bruder und ich als 12jähriger mit anderen
begeistert Turnierschach lernten. Wir spielten mit unserer Mannschaft gegen
Elisabethfehn und Leer. Etwas besonderes war es schon, als wir später
einmal die Leeraner mit 4,5 zu 3,5 Punkten besiegten.
Auch wenn diese Flüchtlinge wie die
lettischen Übersiedler in den folgenden Jahren aus unserer Region
abwanderten, haben sie dem einheimischen Schachleben wichtige Impulse gegeben.
Das Schachspiel hatte auch sonst neue Freunde gefunden, während ihrer
Soldatenzeit und in der Kriegsgefangenschaft hatten viele Männer durch
Schicksalgenossen das Schachspiel erlernt. Auch wenn sie dann später
nicht zu großen Turnierspielern wurden, trugen sie das Schachspiel
in ihre Familien hinein. So bekam ich in den 80-er Jahren in meine Jugendgruppe
einen 8-jährigen Jungen, der schon ganz ordentlich Schach spielen konnte.
Sein Großvater, der das Schachspiel in der Kriegsgefangenschaft erlernt
hatte, hatte ihn in das königliche Spiel
eingeführt.
Notizen zur Geschichte: Der Vorkriegstradition folgend schlossen sich die Schachspieler aus Oldenburg, Ostfriesland, Wesermarsch und Südoldenburg, wieder mit den Bremer Schachfreunden zum Schachverband Weser-Ems zusammen. Gemeinsam wurden sie Mitglied im wiederbelebten Deutschen Schachbund. Die Verbindung innerhalb des Verbandes ermöglichte die Eisenbahn, es gab nur wenig Autobesitzer. Dies freilich gab den Bremern häufig ein Übergewicht, weil sie sich auf engerem Raum treffen und so z. B. auf Kongressen weiterverhandeln konnten, wenn die Oldenburger und die Ostfriesen sich schon nach ihrem Fahrplan auf den Heimweg machen mußten. Es fällt schon auf, wie sorgfältig die Fahrpläne für Besprechungen und Vorstandssitzungen zu Rate gezogen wurden, bevor eine Einladung mit Rundschreiben erging. |
c) die Trennung von den Bremern im Jahre 1955:
1955 gab es eine Spaltung im Schachverband
Weser-Ems. Es blieben nur die Bremer Schachkreise im Verband. Die Schachbezirke
Oldenburg, Ostfriesland, Wesermarsch, Wilhelmshaven,
Südoldenburg/Bersenbrück und Largau traten aus dem Verband aus.
Letzter Auslöser war eine Beitragsfrage. Für den Verband Weser-Ems
sollte der Verbandsbeitrag zur Förderung der Verbandsaktivitäten
um 1,- DM erhöht werden. Die Befürchtung der austrittswilligen
Bezirksvorstände war, daß diese Gelder nur zu einem geringen Teil
in ihren Bereichen ankommen würde. Die Frage der Beiträge war
außerdem für die Vereine von existentieller Bedeutung, waren doch
die finanziellen Verhältnisse der Mitglieder oft sehr schwierig. So
lese ich in einem Brief eines Bezirksvorsitzenden aus dieser Zeit, den er
am 13. August an den Kassenwart schreibt:
Notizen zur Geschichte: Die Vorstände der austretenden Bezirke waren sicher, einen eigenen Verband gründen zu können. So gründeten sie zunächst einen Arbeitskreis, dessen Leitung Professor Ernst Pfannenstiel übernahm. Der Arbeitskreis sollte die Gründung eines Verbandes vorbereiten, um mit diesem rasch wieder Mitglied im Deutschen Schachbund werden zu können. |
II. Im
Alleingang: Der Oldenburgisch-Ostfriesische
Schachverband
a)Die Gründung im Osterkongreß 1956
in Wilhelmshaven:
Schon im Januar 1956 hatte sich eine bittere
Klärung ergeben. So schreibt Professor Pfannenstiel an die Vorsitzenden
der Bezirke Oldenburg, Ostfriesland, Wesermarsch und Wilhelmshaven:
Gestern habe
ich mit Herrn Dähne eine fast
zweistündige Aussprache in Hamburg
gehabt. Im Einzelnen will ich
darüber bei unserer nächsten Zusammenkunft berichten. Zusammenfassend
möchte ich heute soviel
sagen, daß ich
mit dem Ergebnis insofern recht zufrieden
bin, als vor allem ein guter
Kontakt da ist und wir uns gemeinsam befragt
haben, was wohl nun geschehen
könne. Daraus sehen Sie,
dass Herr Dähne, der realistisch das Geschehen als unabwendbar hinnimmt,
keineswegs die Brücken zu uns abbrechen möchte, sondern im Gegenteil
unsere Bezirke dem Deutschen Schachbund erhalten will und mit mir nach Wegen
suchte, wie das zu ermöglichen sei.
Dabei spielte eine
ausschlaggebende Rolle der Vermittlungsvorschlag von Dr.Wolffram,
eine übergeordnete Art Arbeitsgemeinschaft zwischen dem Bremer Verband
und dem unseren zu bilden (bei sonst totaler Selbständigkeit beider
Verbände).
Mit diesem Vorschlag hielt ich so lange zurück, wie ich noch um die
Anerkennung unseres neu ins Leben gerufenen Verbandes
rang. Hierfür aber war
Herr Dähne, wie ja zu erwarten war, nicht recht zu haben.
Er führte als Gegenargument
an, das würde einen Präzedenzfall ergeben, auf den sich Hessen
und Bayern berufen könnten,
bei denen auch ähnlich liegende Verhältnisse ungeklärt seien.
Wenn er uns als
selbständigen Verband des DSB anerkennen würde, würden jene
anderen Unzufriedenen sich sofort darauf berufen, und die Folge wäre
Zersplitterung, die er auf jeden
Fall vermeiden
möchte.
Obwohl die Hoffnung auf eigene Mitgliedschaft
im DSB praktisch aufzugeben war, schlossen sich bei dem Osterkongreß
1956 die Schachbezirke Oldenburg, Ostfriesland, Wesermarsch und Wilhelmshaven
zusammen zum Oldenburgisch-Ostfriesischen Schachverband e. V. (OOSV) zusammen.
Man hatte sich in Vorgesprächen auf die Vorlage einer Satzung und
verschiedener Ordnungen geeinigt und die Durchführung von den verschiedenen
Meisterturnieren veranlaßt. Auch die Vorstandswahlen wurden in großen
Einmütigkeit vollzogen.
Notizen zur Geschichte: Damit war eine neue Schachorganisation gegründet, aber gleichzeitig war mit der Trennung von den Bremern, die weiterhin als Schachverband Weser-Ems firmierten, die Verbindung zum DSB verloren. Man brauchte allerdings so auch keinen Beitrag an den DSB zu bezahlen, was vielen Vereinen im OOSV eine willkommene Entlastung war. |
b) Vergebliche Verhandlungen mit den Bremern 1956-1959:
Die Bremer machten es in diesen Jahren dem
OOSV wirklich schwer, wieder Kontakt zum DSB zu bekommen. Am 24. 2. 1959
schrieb Dr. Wielandt als Ehrenmitglied des Verbandes an den DSB. Hier
Auszüge aus seinem Brief:
"Hochverehrter Herr Dähne,
ich bin unterrichtet worden über die neuerlichen Verhandlungen des
Schachverbandes Weser-Ems und des Oldenburgisch-Ostfriesischen Schachverbandes,
die unter Ihrer tatkräftigen Mitwirkung am 30. Juli 1958 geführt
wurden, und über den nachfolgenden Schriftwechsel der beiden Verbände
sowie den Antrag des Öldb.-Ostfr. Schachverbandes auf Aufnahme in den
Schachbund als selbständiger Verband; und möchte diesen Antrag
warm unterstützen.
Aus dem Briefwechsel, ebenso wie aus der bisherigen schleppenden Verhandlung,
ist zu erkennen, wie wenig echtes Interesse die Bremer Schachvereine haben
für eine Wiedervereinigung mit den oldenburgisch-ostfriesischen Schachklubs.
Nachdem Herr Dr. Appel in Ihrem Beisein fest zugesagt hatte, die Ergebnisse
der ausgedehnten Verhandlung vom 30.7.1958 und den Vorschlag eines
Mannschaftskampfes zwischen Wilhelmshaven und Bremen-Ost am 14.9. der zum
25.8. angesetzten Vorstandssitzung des Verbandes Weser-Ems vorzulegen und
innerhalb längstens drei Wochen dessen Einverständnis der Gegenseite
zu übermitteln oder andernfalls eine sofortige neue Verhandlung
herbeizuführen, ließ er erst am 12.10. von sich hören mit
einem Vertragsentwurf, der von den Abmachungen abwich und von den Bremern
erst dann unterzeichnet werden sollte, wenn die aufreizende Forderung einer
bereits abgelehnten Anerkennung einer Schuldforderung seitens des Oldb.-Ostfr.
Schachverbandes durch Unterschrift anerkannt worden sei..... .
Auch ich glaube jetzt, daß nach diesen erfolglosen dreijährigen
Verhandlungen .. jede Wiedervereinigung der beiden Verbände nur
äußerlich bleiben würde und daß in kurzer Zeit eine
endgültige Spaltung nicht aufzuhalten sein wird.
Oldenburgisch-ostfriesischer Freiheitswille und Stolz und Bremer
großstädtisches Geltungsbedürfnis können anscheinend
nicht zu einer gesunden und echten Zusammenarbeit kommen...
Der Oldb.-Ostfr. Schachverband hat die besten Entwicklungsaussichten. Allein
in Süd-Oldenburg sind schätzungsweise 250 Schachspieler, mit deren
willigem Anschluß gerechnet werden kann. In vielen Klubs ist ein
zahlreicher, außerordentlich vielversprechender Nachwuchs aufgetaucht,
und dieser Verband ist berufen, das Tor zum Nachbarstaat Nordholland
aufzustoßen und die europäische Verflechtung auch im Schach zu
fördern. Die Aufnahme im Deutschen Schachbund ale selbständiger
Verband dürfte die allein dauerhafte Lösung des bedauerlichen Zwistes
bringen, und ich hoffe sehr, daß Sie diese Gesichtspunkte bei der
Behandlung des Antrages innerhalb Ihres Vorstandes zur Würdigung bringen
können.
Ich werde ... im übrigen in übernächster Woche Ihnen wieder
einen Scheck zusenden, um mein Scherflein beizutragen für das Schachleben
im Oldb.-Ostfr. Schachverband."
Notizen zur Geschichte: Obwohl der OOSV-Vorstand sich der Hilfe des DSB und auch des Präsidenten des Verwaltungsbezirkes Oldenburg versichert und sich um die Begleichung der finanziellen Forderungen der Bremer bemüht hatte, scheiterten am Widerstand der Bremer unter der Führung von Dr. Appel alle Bemühungen, zu einer Verständigung zu kommen. |
c) Das Verbandsgeschehen:
Auch ohne die Verbindung zum DSB entwickelte
sich im OOSV ein reger Schachbetrieb. Höhepunkte des Jahres waren die
Frühjahrskongresse mit den dazugehörigen Turnieren. Als Beispiel
mag dafür eine Aufzählung der Einladungsbriefe dienen, mit denen
Ehrengäste zum Frühjahrskongreß 1958 eingeladen wurden:
-
Brief an Emil Dähne (DSB),
-
Brief an Dr. Wielandt , Ehrenmitglied des OOSV,
-
Brief an Oberstadtdirektor Eilers, Oldenburg
(MdB)
-
Brief an Oberbürgermeister Fleischer,
Oldenburg,
-
Brief an Regierungpräsident Dr. Heinrichs,
Aurich,
-
Brief an Verwaltungspräsident Dannemann,
Oldenburg,
-
Brief an Verwaltungsdirektor Schade, Staatstheater
Oldenburg,
-
Brief an Herrn Schumann, AEG Oldenburg,
-
Brief an Landesjugendpfleger Löning,
Oldenburg,
-
Brief an Ministerialrat Dr. Gramsch,
Oldenburg,
-
Brief an Stadtverwaltungsrat Coordes,
Oldenburg,
-
Brief an Dr. Appel, Schachverband Bremen,
-
Brief an die Öffentliche Lebensversicherungsanstalt
Oldenburg,
Die Einladungsliste umfaßt
noch 8 weitere Namen von Ehrengästen, für die keine Durchschläge
von persönlichen Einladungsbriefen vorliegen. Außerdem
übernahmen der Verwaltungspräsident von Oldenburg und /oder der
Regierungspräsident von Ostfriesland noch Jahre lang die Schirmherrschaft
für die Kongresse und ihre Turniere. Daran wird deutlich, welchen Rang
das Schachspiel im gesellschaftlichen Leben 1958 einnahm.
Notizen zur Geschichte: Es war die Zeit einiger herausragender
Persönlichkeiten, wie Professor Pfannenstiel, Dr. Wolffram, Max
Nürnberger, Dr. Wielandt und Studienrat Petzoldt, die sich mit enormen
Engagement für das Schachspiel einsetzten. Besonders das Schulschach
wurde mit Hilfe der Regierungsbezirksverwaltungen stark gefördert.
Außerdem war der Spielbetrieb auf den Ebenen des DSB für die meisten
Vereinsspieler sowieso unerreichbar. 1959 übernahm Dr. Wolffram den Vorsitz, E. Pfannenstiel wurde Jugendwart. |
III. Wieder im Schachverband Weser-Ems
a) Die Wende im Jahre 1960:
Zu Beginn des Jahres 1960 schwand die Hoffnung
auf eine Einigung mit den Bremern
praktisch fast völlig. Dazu lag ein Brief von Emil Dähne, dem
Präsidenten des DSB vor, den dieser am 23. 2. 1960 an den neuen
Verbandsvorsitzenden Dr. Wolffram
schrieb:
Nach mehrmonatiger Abwesenheit von Hamburg komme ich erst heute
dazu, erneut auf die Frage des Wiederanschlusses des Oldenburg-Ostfriesischen
Schachverbandes an den Deutschen Schachbund, die uns so häufig
beschäftigt hat, zurückzukommen.
Ich
nehme an, daß Sie Kenntnis von dem Schreiben des Präsidenten des
Niedersächsischen Verwaltungsbezirkes Oldenburg an mich vom 21.11.1959
und der Antwort, die der 1.Vizepräsident des DSB, Herr Schneider, ihm
als mein Vertreter gegeben hat, Kenntnis haben. Eine Kopie lege ich vorsorglich
bei.
Nachdem, wie Sie wissen, meine wiederholten Bemühungen um eine Beilegung
der Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Oldenburg-Ostfriesischen Schachverband
und dem Schachverband Weser-Ems ohne Erfolg geblieben sind, sehe ich in der
Tat keinen anderen Weg, als daß Sie entweder noch einmal den Versuch
machen, sich mit Weser-Ems zu arrangieren oder sich mit dem
Niedersächsischen Schachverband wegen eines Zusammenschlusses in Verbindung
setzen. Ich
höre gern von Ihnen.
So war nun die Frage auf dem Tisch, ob man
sich nicht dem Niedersächsischen Schachverband anschließen sollte.
Besonders Dr. Wielandt setzte sich für diese Lösung ein. Professor
Pfannenstiel schreibt dazu am 10. 3. 1960 in einem persönlichen Brief
an Dr. Wolffram u. a.:
Dr. Wielandt war bei mir. Er hat über Dähne 150,-
DM für unseren Kongreß überwiesen. Als ich Danke
sagte, antworteter er mit charmanter Gebärde: Tradition.
Er ist Feuer und Fett für den Anschluß an
Hannover.
Es gab also zunächst nur die Alternative, entweder noch einmal den Versuch
machen, sich mit den Bremern im Verband Weser-Ems zu arrangieren oder sich
mit dem Niedersächsischen Schachverband wegen eines Zusammenschlusses
in Verbindung zu setzen.
Doch dann kam es schnell zu einer Einigung mit den Bremern. Dort war ein
neuen Vorstand unter der Führung von Egon Ditt gewählt worden und
schnell wurden alle Fragen gemein- sam gelöst. Im Mai 1960 wurde ein
Aufnahmevertrag von Dr. Wolffram für den OOSV und Egon Ditt für
den Schachverband Weser-Ems unterschrieben: Darin heißt es in §
1:
"Der Schachverband Weser-Ems nimmt gemäß
§ 7, Satz 1 (1) und 2 seiner Satzung den Oldenburgisch-Ostfriesischen
Schachverband (Weser-Ems) e. V. als korporatives Mitglied auf. Für das
korporative Mitglied gilt die Satzung des Schachverbandes Weser-Ems, soweit
nicht in diesem Vertrag ausdrücklich etwas anderes bestimmt ist."
Notizen zur Geschichte: Die Bezirke des OOSV hatten nun im Endeffekt ihr Ziel erreicht, sie waren nicht mehr abhängig von einer Beitragsgestaltung, wie die Bremer sie mit ihrer Mehrheit im Jahre 1955 durchgesetzt hatten, sie verhandelten mit den Bremern im Schachverband Weser-Ems auf gleicher Augenhöhe. So überraschte es nicht, daß sich der Bezirk Südoldenburg in neuer Vereinszusammensetzung noch im gleichen Jahr dem OOSV anschloß. Aus dem früheren Bezirk Südoldenburg/Bersenbrück hatte sich Vereine wie Bersenbrück dem Raum Onabrück angeschlossen und nur ein Verein aus dem Bezirk Largau war in den neuen Bezirk Südoldenburg gewechselt. |
Der Aufnahmevertrag ist in diesem Punkt ein interessantes Dokument, es
heißt dort in § 2 des Aufnahmevertrages:
Der Oldenburgisch-Ostfriesische Schachverband
(Weser-Ems) e. V. zahlt an den Schachverband Weser-Ems den
satzungsgemäßen Beitrag nach der Zahl seiner Mitglieder.
Soweit der Betrag
1.
die vom Schachverband Weser-Ems an den Deutschen Schachbund
e. V. für die Mitglieder des Oldenburgisch-Ostfriesischen Schachverbandes
(Weser-Ems) e. V. obliegenden Leistungen zuzüglich
2.
je Mitglied des Oldenburgisch-Ostfriesischen Schachverbandes
e. V. 0,40 DM jährlichen Verwaltungsbeitrag übersteigt, zahlt der
Schachverband Weser-Ems den Überschuß an den
Oldenburgisch-Ostfriesischen
Schachverband (Weser-Ems) als
Zuschuß für dessen schachliche Arbeit. Der Oldenburgisch-Ostfriesische
Schachverband (Weser-Ems) e. V. hat seine Verpflichtung erfüllt, wenn
er den Differenzbetrag zwischen Beitrag und Zuschuß beglichen
hat.
Entsprechend sah dann auch die erste
Beitragsrechnung aus, die der Schatzmeister des Gesamtverbandes dem Kassenwart
des OOSV für das Geschäftsjahr 1960/61 stellte. Das Geschäftsjahr
der beiden Verbände ging vom 1. 4. 60 bis 31. 3. 61, während im
Deutschen Schachbund das Kalenderjahr als Geschäftsjahr galt: So mußte
pro Mitglied des OOSV 0,40 DM für die Arbeit des Verbandes Weser-Ems
gezahlt werden. Dazu kamen, weil die Oldenburger und Ostfriesen erst ab dem
1. 1. 61 als Beitragszahler bei dem DSB gemeldet werden
konnten, nun noch 25 % des
Jahresbeitrages im DSB für das 1. Quartal 1961, also 0,15 DM. So waren
für das erste Geschäftjahr im Gesamtverband 0,55 DM pro Mitglied
fällig.
Erst im folgenden Geschäftsjahr war dann pro Mitglied 0,40 DM an den
Schachverband Weser-Ems und 0,60 DM an den DSB zu zahlen. Auch wenn der OOSV
die Kosten für die Turnierteilnahme (geregelt im § 4 des
Aufnahmevertrages) übernehmen mußten, blieben die Kosten so
überschaubar und in der Eigenverantwortung des OOSV.
Notizen zur Geschichte: Im Grunde waren durch die erneute Zugehörigkeit zum Schachverband Weser-Ems mit dem Verwaltungskostenzuschuß von 0,40 DM für den Verband eine sehr preiswerte Zugehörigkeit zum DSB erstritten. Auch die fälligen Beiträge für den DSB hielten sich in Grenzen und wurden in den kommenden Jahren nur bescheiden erhöht. So sahen die Verantwortlichen der Zukunft getrost entgegen. |
Entgegen der Erwartungen zeigen die
Mitgliedszahlen des OOSV in den folgenden Jahren eine dramatische
Abwärtsentwicklung, hier einige Beispiele aus der Liste der
Bestandsmeldungen:
Anfang 1961: 460 Erwachsene,
55 Jugendliche
Anfang 1964: 434
Erwachsene
55 Jugendliche
Anfang 1965: 350
Erwachsene
50 Jugendliche
Anfang 1967: 290
Erwachsene
50 Jugendliche
Anfang 1971: 162
Erwachsene
37 Jugendliche
Anfang 1972: 142
Erwachsene
36 Jugendliche
Eine ganze Reihe von Vereinen löste sich auf.
Es war die Zeit, in der neue Themen auftauchten: Das Fernsehen trat seinen
Siegeszug an, viele bauten sich ein eigenes Haus und wurden durch die Anschaffung
von PKWs mobiler.
Hinzukam in der bürgerlichen Gesellschaft, auch durch die Unruhe der
jüngeren Generation, daß die Zeiten der Gründergeneration
sich ihrem Ende zuneigte. Und im OOSV war das Leben lange Zeit geprägt
durch die große Einsatzbereitschaft der maßgeblichen Männer,
die sich ganz regelmäßig ausgetauscht hatten, sie erlebten nun
den Rückgang. So schreibt Professor Pfannenstiel zur Begründung
eines Antrages an den Kongreß im Jahre 1969:
Ich empfinde es als einen Mangel, daß die Verbindung zwischen
Vorsitzenden und Mitgliedern als nicht ausreichend erscheint. Ich bin
überzeugt, daß ein häufiger Austausch mehr Gemeinsamkeit
im Denken und Handeln herbeiführen
würde.. Ich sehe die Gefahr,
daß man sich auseinanderlebt.
Notizen zur Geschichte: 1968 war
Heinz Seegebrecht Nachfolger von Dr. Wolffram geworden, aber auch er konnte
die Abwärtsbewegung nicht aufhalten. Bis zum außerordentlichen
Kongreß im November 1971, der durch den plötzlichen, frühen
Tod des Vorsitzenden notwendig wurde, steigerten sich die Querelen so stark,
daß vor dem Kongreß oder während seines Verlaufes alle
verbliebenen Vorstandsmitglieder
zurücktraten. Mit der dann
folgenden Wahl von Heino Detken zum neuen Vorsitzenden kam wieder Ruhe in
die Arbeit, es war so zum Teil ein Generationenwechsel erfolgt. Die
Mitgliederzahlen stiegen wieder an und neue Vereine traten dem Verband bei.
Auch die Turniere und Mannschaftskämpfe profitierten von der
größeren Mobilität der Schachspieler. |
Interessant ist, wie Professor Pfannenstiel in einem Grußwort für
den OOSV-Kongreß 1977 rückschauend diese Zeit
wertet:
Als Dr. Wolffram,
Studienrat Petzoldt
und ich Mitte der 50er
Jahre den
Entschluß
faßten, den
Oldenburgisch-Ostfriesischen Schachverband zu
gründen, war das für
den Raum zwischen Weser und Ems ein epochaler Erfolg.
Waren wir bislang im Bremer Schachverband
nur eine Minderheit gewesen, die die
Interessen ihrer
kleinen und
kleinsten Vereine
in Stadt
und Land nie hatte durchsetzen
können, so durfte ich nun als Vorsitzender des inzwischen selbständig
gewordenen Verbandes miterleben,
wie sich nach seiner Gründung ein blühendes Schachleben
entwickelte, das noch heute
fortbesteht. In der Folge erwuchsen
ihm talentierte Schachspieler, die sich auch außerhalb der Verbandsgrenzen
einen Namen machten und so die Aufmerksamkeit auf uns zogen. Die Gründung
unseres Verbandes erwies sich damit als
richtig.
Notizen zur Geschichte: Aus diesen Zeilen wird deutlich, wie gut die erneuerte Zusammenarbeit mit Bremen seit 1960 die Selbständigkeit des OOSV wahrte. Damit erschwerte dies aber auch gleichzeitig den Zugang zum NSV, der jetzt anstand. |
a) Die Entwicklung aus Sicht des Niedersächsischen
Schachverbandes
Schon 1974 war es für die Verantwortlichen
des Niedersächsischen Schachverbandes klar, daß sich der OOSV
von den Bremern lösen sollte. Der NSV wollte Fachverband Schach im
Niedersächsischem Landessportbund werden, wie es in den anderen
Bundesländern z. T. schon geschehen war. Voraussetzung dafür war,
daß der Bereich des NSV mit den Grenzen des Bundeslandes
übereinstimmen mußte. Dies betraf gleichzeitig Schachvereine,
die in Bezirken von Nordrhein-Westfalen und Hessen spielten. Hier waren
allerdings die Verhandlungen schon weiter fortgeschritten als im Nordwesten
Niedersachsens.
Den Verantwortlichen des OOSV taten sich in den Verhandlungen schwer. Dazu
zwei Auszüge aus Protokollen von Mitgliedersammlungen des
OOSV:
1974: Bericht des Vorsitzenden H. Detken unter TOP 2 a 2: In Nienburg
hätten vor einer Woche die Vorstände des Schachverbandes Weser
Ems und des Niedersächsischen Schachverbandes die Neuorganisation der
Schachverbände in den Ländergrenzen erörtert, eine Voraussetzung
für den Beitritt zum Landessportbund Niedersachsen. Vorteilhaft seien
eine Beteiligung an Toto-/Lottomitteln, eine günstige Unfallversicherung
und die Anerkennung der Gemeinnützigkeit. Nachteilig seien die
Beitragserhöhung auf ca. DM 13,- bis 15,-, sowie die Auflösung
des Schachverbandes Weser-Ems.
1975: Antwort des Vorsitzenden: Auf die Frage, ob die Verhandlungen um den
Eintritt des OOSV in den Niedersächsischen Schacxhverband (Landessportbund)
abgeschlossen sind, konnte Herr Detken nur verneinen. Nach seiner Meinung
wird dies noch etwa 2 Jahre dauern.
Notizen zur Geschichte: In dem Kongreßprotokoll des Jahres 1976 kommt das Thema nicht vor. H. Detken tritt 1977 zurück. Erst sein Nachfolger, B. Dräger aus Vechta, der im Osterkongreß 1977 gewählt wird, nimmt sich der Frage neu an. An diesem Kongreß nimmt dann auch der Vorsitzende des NSV, Herr Seebaß, teil, er signalisiert Entgegenkommen in der Beitragsfrage. |
b) Ein Zwischenspiel: Die Grenzen der Bezirke im OOSV
In Wittmund war ein Schachverein gegründet
worden, dieser wollte im Schachbezirk Wilhelmshaven spielen, obwohl er im
Bezirk Ostfriesland lag. Dies ergab eine neue Grundatzfrage nach den bisher
nicht definierten Grenzen der Schachbezirke. In dem Vorbericht zum Kongreß
1978 schreibt der Vorsitzende B. Dräger u. a.
dazu:
Die Frage, zu welchem Bezirk der neugegründete Verein Wittmund
gehört, war Anlaß, nicht Ursache, prinzipiell zu einer
Regelung über Bezirksgrenzen zu gelangen. Bisher gehörten Vereine
bestimmten Bezirken an, ohne daß jemals eine genauere territoriale
Eingrenzung der Bezirke vorgenommen worden wäre (z.B. nach Kreisgrenzen
o.a.). Somit stellt sich die Bezirkszugehörigkeit bei Vereins-
neugründungen immer wieder.
Oberster Grundsatz bei unserer angestrebten verbindlichen Klärung muß
es sein, Bezirke zu schaffen, in denen ein reges, auf Wettstreit der Vereine
beruhendes Schaehleben stattfindet (wie es z.B. in vorbildlicher Weise in
Ostfriesland und mit Abstrichen in Sudoldenburg praktiziert wird). Die Bezirke
sollen nicht nur vornehmlieh Verwaltungseinheiten sein.
Aber die Neuordnung stellte sich als schwierig
heraus, zwei außerordentliche Kongresse im Jahre 1979 beschäftigten
sich mit dem Thema, zeitweilig gab es 6 verschiedene
Lösungsvorschläge für die Neuordnung. Keiner von ihnen fand
in den Abstimmungen eine satzungsändernde Mehrheit, so blieb es bei
den fünf bestehenden Bezirken.
Notizen zur Geschichte: Diese fünf Bezirke, die nach dem Anschluss an den NSV Unterbezirke wurden, kamen 1981 zu der heutigen Zahl von vier Unterbezirken. Denn Anfang 1981 vereinigten sich die Unterbezirke Oldenburg-Ammerland und Wesermarsch als neue Unterorganisation. |
Der Kongreß 1978 beschloß bei
vier Stimmenthaltungen den Beitritt zum NSV zum 1. 1. 1979, dazu dienten
auch Sätze aus dem o. a. Vorbericht von B. Dräger:
Da sich eine Alternative zur Eingliederung in den Ndrs. Schachverband
nicht stellte, ging es vornehmlich darum, die Bedingungen weitgehend selbst
zu bestimmen. Ein wesentlicher Punkt unserer Bedenken, bei dem der Ndrs.
Schachverband uns mit einem Stufenplan entgegenkommen wollte, war die
erhöhte Beitragspflicht. Diese Bedenken entfallen nun, nachdem der Beitrag
von DM 16 auf DM 10 reduziert wird. Da in den DM 10 die ohnehin fälligen
DM 5,60 für den Deutschen Schachbund enthalten sind, verbleibt dem Ndrs.
Schachverband ein Jahresbeitrag von DM 4,60 pro Senior, was als akzeptabler
Betrag angesehen werden muß, man bedenke die Ausgaben für den
Verwaltungsaufwand, die Publikationsorgane, Organisation und Ausstellung
der Spielerpässe u.v.a.m.
Mit Mehrheit entscheidet sich der Kongreß für den neuen Namen:
Bezirk V im Niedersächsischen Schachverband Oldenburg Ostfriesland.
Allerdings erscheint schon ab 1980 nach Verabschiedung der Satzung als neuer
Name: Schachbezirk Oldenburg-Ostfriesland e. V., Bezirk V im
Niedersächsischen Schachverband e. V. (als Abkürzung hat sich dann
SBOO durchgesetzt).
Notizen zur Geschichte: Der Beitritt hatte die Hoffnung geweckt, daß Schach bald auch in Niedersachsen als Sport anerkannt sein würde und daß auf allen Ebenen (Land, Bezirk und Kreisen/Gemeinden) die Schachorganisationen in Fachverbänden am Sportleben teilhaben konnten. Es sollten aber noch Jahre vergehen, bis die Aufnahme in die Sportorganisationen vollzogen werden konnte. |
V. Stationen des SBOO
a)
Der Frühjahrskongreß 1986:
Geplant war ein Jubiläumskongreß
zum 30jährigen Bestehen der Schachorganisation. Dafür sollte eine
Chronik des Bezirkes erstellt werden. Der Schriftführer des Bezirks,
Uwe Franzisky aus Wittmund, hatte auch schon mit einer Materialsammlung begonnen,
aber eine schwere Krankheit zwang ihn, sein Amt und die Arbeit an der Chronik
aufzugeben, leider fand sich kein Nachfolger für seine Arbeit. So blieb
diese Aufgabe für lange Jahre unbearbeitet. Hier nun ein Auszug aus
dem Protokoll des Frühjahrskongresses 1986:
Der 1. Vorsitzende stellte .. heraus, daß mit diesem
Frühjahrskongreß der 30. Jahrestag der Gründung des Schachbezirks
Oldenburg-0stfriesland e.V. - vormals Oldenburgisch-Ostfriesischer Schachverband
e.V. - begangen werde. Der exakte Gründungstag ist der 2. April 1956.
Gründungsort war damals Wilhelmshaven.
Vorausgegangen war am 6.11.1955 der Austritt aus dem Schachverband Weser-Ems.
Da dem OOSV vom Deutschen Schachbund die Eigenständigkeit als Einzelverband
nicht zugestanden wurde, kam dann später als lose Fusion der Dachverband
Weser-Ems zustande, in dem der OOSV eine weitreichende Autonomie im Vergleich
zu dem vorherhergehenden Status erreichen konnte. Der 1. Vorsitzende gab
anhand einiger Originaldokumente aus den 50ger Jahren Einblicke in die derzeitige
Entwicklung. Herr Petzoldt aus Emden, der Gründungsmitglied des OOSV
ist, schilderte anschaulich die Ereignisse vor 30 Jahren.
Die Versammlung gedachte des verstorbenen Ehrenvorsitzenden, Professor Ekkehart
Pfannenstiel. Herr Dräger hob besonders das Engagement und die Kameradschaft
des verstorbenen Schachfreundes hervor und skizzierte, unter welchen schwierigen
Bedingungen Prof. Pfannenstiel den Schachverband Oldenburg-Ostfriesland aufgebaut
hat. Es wurde in dem Nachruf besonders deutlich,daß Profeessor Pfannenstiel
dem Schachsport in der Region Oldenburg-Ostfriesland bis zu seinem Tode mit
Interesse verbunden geblieben ist und in seinem erfolgreichen Wirken immer
die geistige und charakterliche Erziehung des königlichen Spiels zu
verwirklichen suchte.
Notizen zur Geschichte:
Professor Pfannenstiel war als
Ehrenvorsitzender des SBOO bis zu seinem Tode am 19. 2. 1986 immer mit dem
Bezirk verbunden geblieben, auch Herr Petzoldt, vorher lange Vorsitzender
des Bezirkes Ostfriesland, blieb auch nach 1979 lange Vorstandsmitglied in
seinem Unterbezirk. |
1988 war es dann endlich so weit, der
Niedersächsische Schachverband wurde als Fachverband Schach in den
Landessportbund aufgenommen und dies geschah entsprechend auf Bezirks- und
Kreis/Stadtebene. Hier tauchte für den SBOO ein Problem auf, es gab
nur den Großbezirk Oldenburg, zu dem nach einer Verwaltungsreform die
früheren Regierungsbezirke Osnabrück und Ostfriesland sowie der
Verwaltungsbezirk Oldenburg gehörten. Der SBOO mußte nun mit dem
Bezirk VI (Osnabrück-Emsland) einen Fachverband Schach im Bezirkssportbund
bilden. Relativ leicht war der Verwaltungskostenzuschuß des
Bezirkssportbundes aufzuteilen, aber wie war es mit den
Reiskostenzuschüssen für die ersten drei Jugendlichen der
Bezirksmeisterschaften, wenn sie an Landesmeisterschaften teilnehmen
wollten? Die Jugendwarte beider Bezirke entschieden sich für
virtuelle Meisterschaften, um den Zuschuß erhalten zu
können:
Die Bezirksmeisterschaften wurden weiterhin im
jeweils eigenen Bezirk ausgetragen, sie qualifizierten ja für die
Meisterschaftsturniere im Niedersächsischen Schachverband.
Anschließend wurden die Erstplazierten beider Bezirke in jeder Alterklasse
anhand ihrer DWZ (Leistungszahlen) im Fachverband verglichen. Der
Leistungsstärkere wurde Bezirksmeister, der andere Vizemeister. Ebenso
ging es zwischen den beiden Zweitplazierten, der besser Qualifizierte wurde
Tabellendritter.
Notizen zur Geschichte
(Berichterstatter Hermann Züchner): 1990 wurde ich Nachfolger
von Benno Dräger im Bezirksvorsitz. Ich sah meine Hauptaufgabe in der
Förderung von Mitarbeitern in der Jugendarbeit, die
schwerpunktmäßig im Fachverband Schach geleistet und vom
Bezirkssportbund gefördert wurde. Heute ist der Bezirkssportbund schon eine Weile aufgelöst, und so hat auch im Februar 2006 der Bezirksfachverband Schach seine Selbstauflösung beschlossen. Bestehen bleiben die Fachverbände auf den anderen Ebenen, es ist gut, daß dadurch die Verbindung zu den Kommunen und den Sportgruppen entstanden ist. |
c) Trainer
und Übungsleiter werden gebraucht:
Durch die Einbindung in die Sportorganisation
mußten nun wie in den Sportvereinen Lizenzträger (Trainer und
Übungsleiter) ausgebildet werden. Seit 1991 geschah dies im NSV
regelmäßig in den Sportschulen des
Landes.
Im SBOO bestand ein Interesse, eine Übungsleiterausbildung für
die Bedürfnisse unseres Bezirkes zu schaffen. So trafen sich 1995 in
mehreren Sitzungen Vorstandsmitglieder zur Erarbeitung eines Stoffplanes,
der zu einem Ausbildungskonzept für Übungsleiter führte. Nach
Genehmigung durch den Lehrwart des NSV und Professor Hochgrefe vom DSB wurden
auf dieser Basis von mir Lehrgänge und von anderen Vorstandsmitgliedern
Tagesseminare gehalten. So finden sich im SBOO mehr Lizenzträger als
in den anderen Bezirken im NSV.
Notizen zur Geschichte:
In den letzten Jahren sind in Brake,
Wilhelmshaven und Oldenburg/Wiefelstede Lehrgänge für
Übungsleiter erfolgreich durchgeführt worden. Dies war unabhängig
von dem Wechsel im Vorsitz des Bezirkes. |
1997 hatte Wolfgang Berger das Amt des Vorsitzenden übernommen. Er half
mir damit zu einer Lösung schwerer Unstimmigkeiten im Bezirksvorstand.
Diese hatten die gemeinsame Arbeit in diesem Gremium unmöglich gemacht.
Dazu ein Auszug aus meinem
Kongreßbericht:
Der Kassenwart stellte und stellt an alle Mitglieder
des Vorstandes sehr hohe Anforderungen. Er hat die auch an sich als Kassenwart
selbst gestellt und ihnen voll entsprochen: Wir haben eine hervorragend
geführte Kassenverwaltung. Aber es erschwerte die Zusammenarbeit im
Vorstand außerordentlich, wenn wir fast in jeder Vorstandssitzung
zunächst die vom Kassenwart erhobenen Vorwürfe gegen Vorstandskollegen
abarbeiten mußten und
z. B.
jede Entscheidung über
mögliche Ausbildungsmaßnahmen stundenlang nach
Grundsatzgesichtspunkten erörtern
mußten.
Als ich nach dem vom Kassenwart durch eine Rücktrittsdrohung
erzwungenen Ausscheiden des Jugendwartes keinen Kandidaten für dieses
Amt fand, habe ich gegenüber dem Kassenwart mein Bedauern erklärt,
damals seinen Rücktritt nicht angenommen zu haben. So kam es nach einer
heftigen Auseinandersetzung dazu, daß ich ihn vor die Wahl gestellt
habe, sein Vorstandsamt niederzulegen oder für das Amt des Vorsitzenden
zu kandidieren.
Für den Fall seines Rücktrittes hätte ich keine Schwierigkeiten
gesehen, die freiwerdenden Ämter im Vorstand einschließlich des
Amtes des Vorsitzenden neu zu besetzen und selber einen Posten im Rahmen
des Vorstandes anzunehmen.
Es war eine große Hilfe, daß Wolfgang Berger, der den Bezirk
seit Jahrzehnten kannte, jetzt mit Zustimmung der großen Mehrheit des
Kongresses, einen neuen Anfang setzen konnte. Er hat die Organisationsfragen
im Bezirk beherzt angenommen und mit viel Sachverstand und Engagement Ordnung
geschaffen.
Notizen zur Geschichte: Leider mußte Wolfgang Berger krankheitsbedingt 2004 dieses Amt wieder abgeben, mit ihm hatten mehrere Vorstandsmitglieder ihren Rückzug angekündigt. Sie machten den Weg frei, um für den SBOO-Vorstand einen Generationenwechsel herbeizuführen. Hier zeigte sich der Erfolg der Übungsleiterausbildung im Bezirk. Die jetzigen Vorstandsmitglieder, die gemeinsam mit mir, der für ein Jahr den Vorsitz wieder übernahm, ihre Aufgaben erfüllen, haben ausnahmslos einen solchen Übungsleiterlehrgang besucht. |
VI. Das Jubiläum 2006
a) Wer
viel tut, kann auch mehr tun
Im Jahre 2005 fiel die Entscheidung, im Jahre
2006 einen Jubiläumskongreß durchzuführen. Doch diesmal waren
die Voraussetzungen bezüglich der Quellenlage günstiger als 1986.
Es war für mich wie ein Wunder, als ich 2004 von Wolfgang Berger die
Akten des Bezirkes wieder übernahm:
Ich hatte von Benno
Dräger 1990 die Aktenordner des Bezirkes weitgehend nur nach Datum sortiert
erhalten, ich war seinem Beispiel gefolgt und hatte neue Briefe und Protokolle
mit dem gleichen System ungeordnet hinzugefügt. So waren Briefe aus
den Vereinen, Protokolle, Rundschreiben und Werbung zusammengebracht und
so hatte ich die Akten 1997 Wolfgang Berger übergeben. Daß aus
diesem Konvolut etwas Gescheites entstehen konnte, erschien mir absolut
illusorisch. Und nun hatte Wolfgang Berger die Unterlagen in ein gänzlich
neues Aktensystem gebracht. Völlig übersichtlich waren die Themen
der Geschichte sortiert, ich kann nur ahnen, wieviel Zeit Wolfgang Berger
dafür geopfert hat. Weil ich mich jetzt zurechtfinden konnte, war ich
auf jeden Ordner gespannt und habe viel Zeit verbraucht, um mich in die
verschiedenen Themen der Geschichte unseres Bezirkes einzulesen.
Hier zeigte sich der oben erwähnte Grundsatz:
Wer viel tut, kann auch mehr tun. Wolfgang Berger war schon vorher und ist
trotz seiner gesundheitlichen Einschränkung heute unter den aktiven
Schachfreunden der Mann, der die meisten Ehrenämter wahrgenommen hat
und noch wahrnimmt. Es würde den Rahmen dieser Darstellung sprengen,
seine Ämter, die er im Verein, im Bezirk und Landesverband in einem
Zeitraum von mehr als 50 Jahren innehatte, aufzuzählen. Auch heute ist
er noch als nationaler Schiedsrichter und als Verantwortlicher für den
Schachsport in der Bundeswehr tätig .
Notizen zur Geschichte: Ich habe mit großer Begeisterung in den Akten gelesen. Es fiel mir etwas schwer, sie weiterzugeben, auch wenn ich noch die zehn wichtigsten Ordner behalten durfte. Denn wir haben inzwischen den für 2005 verabredete und dann auch vollzogenen Wechsel im Vorsitz des SBOO durchgeführt. Ralf Heyen und ich haben die Plätze des 1. und 2. Vorsitzenden getauscht. |
Ich habe mich bereit erklärt, die Vorbereitung des Jubiläums als
2. Vorsitzender durchzuführen. Es hat mich gelockt, mit der Erstellung
einer Broschüre die vorhandenen Quellen auszuwerten. Und so habe
ich ausreichend Beschäftigung gefunden. Leider scheint es nicht
genügend Inserenten für Werbung und damit Finanzierung für
die geplante Broschüre zu geben. So bleibt als Herausforderung die
Entscheidung, wichtiges Material aus der Geschichte und Gegenwart des SBOO
auf einer CD zusammenzufassen.
Notizen zur Geschichte: Ein kleiner Wermutstropfen besteht für diese Vorbereitungen: Der Kongreß im Jahre 2005 machte deutlich, daß bei den Vertretern der Vereine eine Erhöhung der Bezirksbeiträge am liebsten mit Mehrheit abgelehnt worden wäre, nur für eine absolut notwendige Erhöhung um 1,50 uro fand sich mühsam eine Mehrheit . Das heißt für die Jubiläumsvorbereitung, daß für die Durchführung keine Bezirksmittel eingesetzt werden können. Aber ich denke, daß wir auch so fröhlich feiern können. |
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