Jubiläum des Schachclubs Union Oldenburg von 1949
Ein Bericht von 1974: "Erinnerungen"
Das Oldenburger Schachleben wurde vor 1949 von zwei Vereinen, dem "Oldenburger
Schachklub 1891" und dem "Schwarzen Springer", getragen. Im Januar 1949 reichten
sich beide Vereine die Hände und gaben dem neugebildeten Schachverein
den Namen - SCHACHKLUB UNION 1949 -.
Durch den Zusammenschluß und regen Anteil der nach Oldenburg zugewanderten
Esten, Letten und Litauer (Sarapuu, Liepnieks, Rankis u. a.) wurde die Stadt
Oldenburg ein Treffpunkt der Schachspieler. Gäste aus Hamburg, Kiel
und Bremen nahmen an den Turnieren teil. Meister Brinckmann - Kiel - besuchte
des öfteren Oldenburg und spielte simultan. Seine Vorträge waren
ein Leckerbissen für alle Schachfreunde. Altmeister und Deutscher Meister
Carls (Bremen) freute sich genauso wie die heranwachsende Generation auf
die Städtekämpfe und Freundschaftswettbewerbe im Schach.
Es kam, wie es kommen sollte. Die Stadt Oldenburg erlebte das erste
internationale Großturnier in Deutschland nach dem Kriege. Ein Drang
zum Spielen, eine gewisse Solidarität konnte man bei allen Beteiligten
feststellen, die froh waren, endlich mal ohne Furcht und Risiko sich entfalten
zu können. Der Krieg, die Bomben und noch vorhandene Schwie- rigkeiten
waren wie weggefegt und zeitweilig vergessen. Aus allen Himmelsrichtungen
kamen Großmeister und Meister, die früher vielleicht nicht
wußten, wo Oldenburg liegt.
Sieger in diesem Großturnier wurde Großmeister Bogoljubow, der
seine entscheidende Schachpartie gegen Heemsoth (Bremen) fast zwölf
Stunden lang spielte und das schwierige Turmendspiel erfolgreich demonstrierte.
Umringt von Autogrammjägern trennten sich die Teilnehmer dieser einmaligen
Veranstaltung.
Das Schachspiel wurde noch lebendiger ......
Durch Aufführung einer "lebenden Schachpartie" auf dem Pferdemarkt in
Oldenburg wurde diese Ansicht noch mehr bekräftigt. Man darf nicht
vergessen, daß die stabile Währung, die die "Kippen-Tee- und
Kaffeewährung'abgelöst hat, noch nicht in voller Blüte stand.
Dr. Wielandt, der auch ein begeisterter Schachspieler war, unterstützte
den Klub mit Geldspenden. Der Gastwirt des Vereinslokals war auch dem Schachklub
großzügig gegenüber .....
Erfolg und Mißerfolg sind verwandt, und es bedurfte der Feinheit eines
Uhrmechanismus, um die Aufbauarbeit nicht wieder zu zerstören. Diese
Gabe besaß Prof. Pfannenstiel, der nicht nur den Vorsitz des Schachklubs
übernahm, sondern auch später die Jugendarbeit erfolgreich bis
zum heutigen Tage fortgesetzt hat. Nach seiner siebenjährigen Arbeit
als erster Vorsitzender kamen dann seine Nachfolger dran: Weilke, Liebetrau,
Florensky, Frenz, Dr. Rickhey und Gudat.
Die guten Absichten des Schachklubs, in der Schachoberliga-Nord mitzumischen,
wurden nach einem Jahr "Probezeit" trotz aller Anstrengungen mit dem Abstieg
gekrönt. Der Kontakt zu den schwächeren Schachspielern ging verloren;
die Spitzenspieler witterten "Überseeluft", wanderten in andere Vereine
ab, und dem Schachklub Union drohte der Zerfall und Auflösung.
Trotz der Unlust, die damals im Verein herrschte, gelang es dem neuen Vorstand
(Prof. Pfannenstiel, Biegler, Jordan, Schimansky und Osterhaus), den Spielbetrieb
in geordnete Bahnen zu lenken. Durch Simultanspiele, die der Spitzenspieler
Manfred Hermann (Delmenhorst-Oldenburg) durchführte, und auch durch
andere Schachveranstaltungen wuchs die Zahl der Mitglieder wieder.
Mit ihnen kamen auch die Reformatoren (Apelstiel, Luecken, Brandt, Geldmann
u. a., die der WE-Liga zusteuerten Das Ziel wurde erreicht; unter der Regie
des jetzigen Vorsitzenden Hans Hermann spielen zwei Mannschaften m der WE-Liga,
die dritte kämpft bei den Bezirksmeisterschaften um den Aufstieg.
Diese Leistungsspiele sind zu begrüßen, dabei darf man nicht
die Erholung und Entspannung vernachlässigen oder gar verdrängen.
Beides zu integrieren, ist die Aufgabe und Notwendigkeit, den Schachklub
noch aktiver zu machen. Das sind die Wünsche zum 25. JUBILÄUM
des Schachklubs Union 1949. 25 Jahre - eine lange Zeit, und es lohnt, sich
für ein Spiel einzusetzen, was uneingeschränkten Genuß des
Schönen und Edlen vermittelt. Ein guter Schachspieler klagte mal sein
Leid und sagte: "Ich bin ein tüchtiger Fachmann und kann meine Familie
gut ernähren. Ich dachte mir, wenn ich meinem Sohn kein Schachspiel
beibringe, wird er im Leben vielleicht noch mehr erreichen. Mein Sohn ist
jetzt erwachsen und ein Versager! Schade, daß ich ihm das Schachspielen
nicht beigebracht habe."
Oldenburg (Oldb), den 23. 3. 1974 Leo Biegler
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